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16:00 Einlass

16:30 Begrüßung Prof. Dr. Mike Gralla, Dekan der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

Grußwort Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW 
Grußwort Stefan Szuggat, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund
Grußwort Prof. Dr. Wiebke Möhring, Prorektorin für Studium der Technischen Universität Dortmund 

Einführung »50 Jahre Dortmunder Modell«
Prof. Dr. Mike Gralla, Dekan der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

17:30 Impulsvorträge »BAUKUNST. Architektur und Ingenieurbau«

Prof. Elisabeth Endres (Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur an der TU Braunschweig)
Dr. Matthias Jacob (Hauptverband Dt. Bauindustrie e.V./Implenia Hochbau Deutschland)

Pause mit Imbiss

18:30 Impulsvorträge »BAUKUNST. Architektur und Ingenieurbau«

Prof. Dr. Christoph Gengnagel (Institut für Architektur und Städtebau der UdK Berlin)
Prof. Uwe Schröder (Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung an der RWTH Aachen)

Podiumsdiskussion »BAUKUNST im Dortmunder Modell« 
mit allen Referenten, Moderation Prof. Dr. Wolfgang Sonne

20:30 Schlusswort und Get Together mit Buffet

Das Dortmunder Modell tanzt!

ab 22:30 Uhr im FZW in der Ritterstraße 20 in 44137 Dortmund

Ansprechpartnerin zu Fragen bezüglich der Organisation der 50 Jahrfeier ist Dr. Alexandra Apfelbaum.

Kontakt

Dr. Alexandra Apfelbaum

alexandra.apfelbaum@tu-dortmund.de

Dekanat Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

FESTAKT UND WISSENSCHAFTLICHES SYMPOSIUM

50 JAHRE DORTMUNDER MODELL

Bericht, A. Apfelbaum 13.11.2024

Dekan Mike Gralla begrüßte am Freitag, den 8. November 2024 um 16:30 Uhr die rund 300 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Praxis in der Stadtkirche St. Petri zum Festakt mit wissenschaftlichem Symposium anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Dortmunder Modells. Für diese Jubiläumsfeier der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dortmund, die das in Deutschland einzigartige Ausbildungskonzept für Architektur und Bauingenieurwesen in den Mittelpunkt stellte, bot die Stadtkirche mit dem „Goldenen Wunder von Westfalen“, die feierliche Kulisse. Musikalisch begleitet wurde der Abend von Peter Brand am Saxofon und Simon Daub auf dem durch die an der Fakultät ansässigen Modellbauwerkstatt sanierten Flügel.

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach gratulierte der Fakultät im Namen der Landesregierung und lobte den besonderen Charme des Veranstaltungsorts, der ihrer Ansicht nach hervorragend geeignet war, da ein Kirchengebäude die Verbindung von Architektur und Ingenieurskunst besonders eindrucksvoll widerspiegele. Scharrenbach würdigte das seit 1974 an der Technischen Universität etablierte Ausbildungskonzept des Dortmunder Modells als aktueller denn je. Denn gerade das Verständnis für die jeweils andere Berufsgruppe, der Blick über den eigenen Tellerrand sowie die Zusammenarbeit der Disziplinen, erscheine ihr angesichts heutiger Herausforderungen lohnend. Das Land freue sich auf die weitere Zusammenarbeit und man sei auf den Mut, die Expertise und die Kreativität der zukünftigen Absolventinnen und Absolventen der Fakultät angewiesen, um die Vielzahl der anstehenden Aufgaben zu meistern.

Im Namen der Stadt Dortmund sprach im Anschluss der Baudezernent Stefan Szuggat seine Glückwünsche zum 50-jährigen Bestehen aus. Um die Innovationskraft und den Pioniergeist der jungen Fakultät in seinem kurzen Rückblick auf die Geschichte der Universität Dortmund zu betonen, zitierte Szuggat die Leitgedanken des damaligen Kultusministers Paul Mikat zur Neugründung im Jahr 1965: Eine neue Hochschule müsse „in ihrer Struktur einen besonderen Typus darstellen. Sie muss gleichsam in einer Modellfunktion ihren Beitrag zur Lösung der Probleme geben und Forschung und Lehre den veränderten Bedingungen einer wissenschaftlichen Zivilisation anpassen.“ Im Dortmunder Modell sei dieses ambitionierte Ziel erreicht worden und habe damit dem Gründungsgedanken der Universität in hohem Maße entsprochen. Die Lehrenden der Fakultät hätten die Modellhaftigkeit sowie die Fähigkeit zur Anpassung an die jeweilige Zeit stets bewiesen. Dafür exemplarisch, rief er ein paar Ereignisse in Erinnerung wie beispielsweise die seit 1975 unregelmäßig stattfindenden Dortmunder Architekturtage, das Forschungsprojekt zur Inventarisierung der Siedlungen des Reviers oder die seit 1982 angebotene Sommerakademie Venedig, seit 2013 ergänzt durch die jährliche Internationale Frühjahrsakademie. Als Meilenstein bezeichnete er die Gründung des Archivs für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW, das 1995 mit der Sammlung von Nachlässen von Architekt*innen und Ingenieur*innen begann und deren Bestände 2018 dem neueröffneten Baukunstarchiv NRW übergeben wurden. Bis heute seien die Spuren des Dortmunder Modells durch unzählige Projekte, Preise, Veranstaltungen und Institutionen in der Stadt sichtbar.

Die Prorektorin für Studium der TU Dortmund, Prof. Dr. Wiebke Möhring, gratulierte nicht nur zum Jubiläum, sondern hob auch den Erfolg des Dortmunder Modells hervor. Im Namen der Hochschulleitung dankte sie der Fakultät für die kontinuierliche Weiterentwicklung eines Bauverständnisses, das weit über die rein fachliche Auseinandersetzung hinausgeht. Abschließend wünschte sie, dass das Modell auch in Zukunft als leuchtendes Beispiel für ein innovatives und nachhaltiges Studium im Bauwesen dienen möge.

Zur Einführung blickte der Dekan Prof. Dr. Mike Gralla in einem kurzen Vortrag in das Gründungsjahr des Dortmunder Modells 1974 zurück und verortete das Ereignis im damaligen Zeitgeschehen. Er betonte insbesondere, dass das Modell auch im Jahr 2024 weiterhin den damals formulierten Prinzipien von Interdisziplinarität, Praxisnähe und Projektarbeit treu bleibe. Nach einem teils persönlichen Rückblick auf bedeutende Meilensteine im Bauwesen plädierte Gralla abschließend für mehr Transformation und Nachhaltigkeit. Besonders dankte er den Studierenden, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, das Modell lebendig und aktuell zu halten. Der Dekan schloss seinen Vortrag mit einem Zitat des Gründungsprofessors Stefan Polónyi: „Es ist nicht die Aufgabe des Ingenieurs, dem Architekten zu sagen, dass etwas nicht geht, sondern zu zeigen, wie es gehen kann“.

Die Impulsvorträge von vier Gastredner*innen zum Thema „BAUKUNST. Architektur und Bauingenieurwesen“ widmeten sich grundsätzlichen Fragen der beiden Disziplinen. Dabei vertraten die  einzelnen Redner*innen die unterschiedlichen Disziplinen im Dortmunder Modell: Architektur und Städtebau, Konstruktiver Ingenieurbau, Immobilienwirtschaft und Baumanagement sowie Gebäudetechnik.

Den Anfang machte die Architektin Prof. Dr. Elisabeth Endres von der TU Braunschweig für die Disziplin „Gebäudetechnik“. In ihrem Vortrag bedauerte sie den Verlust des Begriffs Baukunst im aktuellen Baugeschehen, der stattdessen durch Kostenberechnungen, Nachhaltigkeitszertifizierungen, Sollklimawerte und Flächenvorgaben ersetzt wurde. „Baukunst“, so Endres, „habe nicht nur die Aufgabe, Räume für das Leben zu schaffen, sondern auch die Bedürfnisse und Werte unserer Gesellschaft widerzuspiegeln.“ Dabei ging sie anhand einiger Beispiele der Frage nach, was unsere Gesellschaft tatsächlich bereit ist, zu investieren. Die Frage nach der Qualität von Gebäuden sei dabei problematisch, da diese sich oft an quantitativen Aspekten orientiere. So prägten Austauschbarkeit und fehlende Identität das Erscheinungsbild vieler Neubauquartiere. Ein „Weiter so“ erscheine nicht zielführend und schließlich plädierte Endres für mehr Miteinander, aber auch mehr Kompetenz in der jeweils eigenen Disziplin.

Es folgte der Geschäftsführer der Implenia Hochbau Deutschland, Dr. Matthias Jacob für die Disziplin „Immobilienwirtschaft und Baumanagement“, der seinem Vortrag damit begann, die Rolle von Materialbeschaffung, Bauablauf, Technologien und Bauverfahren inklusive der Baulogistik in der alltäglichen Praxis zu beleuchten. Die Baubarkeit von Entwürfen werde im Dortmunder Modell anhand von drei Projekten sehr praxisnah eingeübt und stelle einen enormen Zugewinn für die spätere Berufstätigkeit dar. Auch Baubetrieb, Bauproduktion und Bauwirtschaft seien in den letzten Jahren immer komplexer geworden und von der Digitalisierung stark beeinflusst. Er kritisierte das über Jahrzehnte gewachsene konfrontative Zusammenspiel in der heutigen Bauwirtschaft und sprach sich für eine stärkere konstruktive Zusammenarbeit aus, so wie sie das Dortmunder Modell lehre. Auch das drängendste Problem in Deutschland, die marode Infrastruktur wie beispielsweise Brücken oder Wohnraum, könne nur interdisziplinär und partnerschaftlich bewältigt werden. Diese Interdisziplinarität sei eine Haltungsfrage, ein Mindset, das schlussendlich für die nachfolgenden Generationen und die Zukunft der Branche entscheidend sei.

Der dritte Impulsvortrag von Prof. Dr. Christoph Gengnagel von der Universität der Künste Berlin widmete sich für die Disziplin des „Konstruktiven Ingenieurbaus“ dem Begriff der Baukunst. Dieser werde interessanterweise selten von Architekten verwendet, um sich selbst zu verorten, aber häufig von Bauingenieuren bemüht, wenn es übergeordnet um Architektur gehe. Auf der Suche nach den Ursachen hielt Gengnagel fest: In der Baukunst gehe es um das Schaffen und Gestalten von Bauten aller Art. Nicht nur um Gebäude, sondern auch um Brücken, Staudämme, um Ingenieurbauwerke. Der Begriff Baukunst umfasse eben alles, was Menschen bauen. Aber es gehe dabei auch um Baustile und Gestaltungsideen. So stellte er die Frage nach der Architektur der Zukunft. Wie sieht die ästhetische und gestalterische Konsequenz aus den heutigen Anforderungen an Nachhaltigkeit aus? In jedem Fall erfordere diese Auseinandersetzung eine Offenheit aller Beteiligten und dafür werde in neuen Lehrformaten wie an der UdK Berlin oder auch im Dortmunder Modell die Grundlage geschaffen.

Den Abschluss der Impulsvorträge machte Prof. Uwe Schröder von der RWTH Aachen für die Disziplin „Architektur und Städtebau“ und sprach über Grundlagen der Architektur. Zu den äußeren zählen die Inhalte der Begriffe Ort, Zeit und Zweck, wogegen sich die Inhalte der Begriffe Material, Konstruktion, Form und Funktion als innere Grundlagen der Architektur vorstellen. Im Fokus des Entwerfens, der Vorstellung von Gebautem, stehe die Topologie, also die vorgefundene Gesamtheit einer erfahrbaren und wahrnehmbaren Situation. Es sei zu klären, wie sich Architektur dem Ort und der Ort der Architektur einschreibe. Er stellte eine weitere wichtige Frage: Inwiefern entspricht Architektur ihrer Zeit, ihrer Gegenwart? Um diese Frage zu beantworten habe Architektur sich nicht ihren äußeren Einflüssen zu verschließen, sondern hat offen zu sein – eine offene Architektur, die sich mit Orten, Zeiten und Kulturen zu verbinden weiß.

Die abschließende Podiumsdiskussion mit allen Referent*innen, moderiert von Prof. Dr. Wolfgang Sonne nahm die Baukunst im Dortmunder Modell zum Thema. Es entstehe ein Spannungsfeld zwischen der Kunst und den Anforderungen an Architektur, in dem sich Architekt und Bauingenieur ganz unterschiedlich bewegen. Das Verständnis füreinander unter allen Beteiligten sei dabei hauptverantwortlich für ein gelungenes Ergebnis im Sinne einer Baukunst. Es sei Aufgabe der Hochschulen weiterhin zu vermitteln, dass Bauen Spaß mache, so Christoph Gengnagel. Braucht es den entwerfenden Architekten bei den vielen Anforderungen an das Bauen überhaupt noch? Ja, meint Uwe Schröder, denn die Fragen, denen man sich widme, seien in erster Linie ästhetische Fragen. Es seien meist Fragen nach dem räumlichen Wohlbefinden, die nach Gestaltung, nach Form rufen. Aber auch soziale Fragen können Raum werden, wenn die Architektur sich offen zeige. Könne man sich es angesichts der drängenden Probleme wie der Wohnraumnot noch leisten, überhaupt von der Schönheit von Gebäuden und Stadträumen zu sprechen? Ästhetik und Baubarkeit dürfen und müssen kein Widerspruch sein, wie Matthias Jacob aufklärt. Allerdings werde das häufig in Bauprozessen unterstellt. Eine enge Zusammenarbeit mit Verständnis und Akzeptanz führe zu ästhetischen und baubetrieblich guten Projekten. Stellen wir uns mit unseren heutigen Anforderungen an Architektur selbst ein Bein? Sollten wir genügsamer sein? Elisabeth Endres plädierte für ein „Wenig ist genug“, vor allem dann, wenn man gute Räume schaffe. Menschen spüren, wenn sie in einem guten Raum seien und verzeihen einem schönen Raum eher einen Mangel an Komfort wie beispielsweise in Gründerzeitbauten oder auch Kirchen.

Die Hauptherausforderung im Bauen bestehe heute vor allem in der umfassenden Nachhaltigkeit, darin waren sich alle einig, dennoch gäbe es weiteren Handlungsbedarf. Übertriebene Normen müssen reduziert werden und stellen eines der größten Hindernisse im Bauen dar, so ergänzte Elisabeth Endres. Nachhaltigkeit müsse im Sinne einer Dauerhaftigkeit, guten Materialien und der Ortsgebundenheit wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden, fügte Uwe Schröder noch hinzu, so wie es in der Architekturgeschichte lange war. Eine zweite Wende im Bauen forderte Christoph Gengnagel, um die Diversität des Bauens wiederzuentdecken, statt die Monokultur weltweit zu pflegen. Matthias Jacob forderte dennoch mehr Offenheit für die industrielle Wiederholung guter Formen, denn auch darin lägen Chancen für die Zukunft des Bauwesens. Welche Forschungsthemen wären wichtig für das Dortmunder Modell der Zukunft? Die Erforschung guter Räume, Kreislaufwirtschaft, Umgang mit Schadstoffen wurden angeführt. Das wichtigste Thema war aber für alle die Aktivierung des Bestands bei gleichzeitiger gesamtgesellschaftlicher Akzeptanz. Der Bestand müsse Inhalt der Leere werden, um an ihm zu lernen, zu lehren und zu diskutieren und das fächerübergreifend. Die nachfolgenden Generationen hätten dies längst verstanden und nun müsse man das Thema in die Politik und auf die Baustelle bringen.

Der Dekan, Prof. Dr. Mike Gralla, beendete den Abend mit einem herzlichen Dank an alle Referentinnen und Referenten, die mit ihren Beiträgen maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben. Ebenso richtete er seinen Dank an Christel Schürmann, die als Pfarrerin der Stadtkirche St. Petri den Veranstaltungsort zur Verfügung gestellt und somit einen ganz besonderen Rahmen für die Feierlichkeiten geschaffen hatte. Ein besonderer Dank galt auch den zahlreichen Unterstützern und Sponsoren, ohne deren großzügige Hilfe die Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Im Anschluss an die Dankesworte klang der Abend in geselliger Atmosphäre aus: Bei Getränken und einem kleinen Buffet hatten die Anwesenden die Gelegenheit, sich weiter auszutauschen und den Abend in der stimmungsvollen Atmosphäre der Petrikirche gemeinsam zu genießen.

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