Die Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
An der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dortmund werden Architekt:innen und Bauingenieur:innen seit der Gründung der Fakultät im Jahre 1974 gemeinsam im Dortmunder Modell ausgebildet. Maßgebliche Ideengeber und Gründungsväter dieses Reformmodells waren der 2008 verstorbene Architekt Harald Deilmann und der Ingenieur Stefan Polónyi. Die Gründung der Fakultät erfolgte in der Absicht, die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert getrennten Ausbildungswege für Architekt:innen und Bauingenieur:innen wieder zusammenzuführen und in der gemeinsamen Ausbildung, insbesondere in der Projektarbeit, ein möglichst realistisches Abbild der Baupraxis zu generieren. Harald Deilmann sagte hierzu: „Die Aufhebung des Schismas im Ausbildungssystem soll allerdings nicht zum baumeisterlichen Generalisten zurückführen. Aus dem Erlebnis simulierter Zusammenarbeit wird sich Kooperationsbereitschaft entwickeln, ohne die weder wissenschaftliche Forschung noch berufliche Wirklichkeit erwachsen können. Die Aufhebung der unseligen Spaltung in getrennte, technisch-wissenschaftlich oder vornehmlich künstlerisch bestimmte Studiengänge kann die ausbildungsbedingten Gegensätze zwischen Architekten, Ingenieuren und Baubetriebsingenieuren überwinden. Darum ist die Wissensvermittlung im Dortmunder Modell Bauwesen weitgehend projektorientiert, das heißt, Vorlesungen und Seminare sind inhaltlich und zeitlich auf die Projektarbeit abgestimmt, denn diese ist das zentrale Thema des Studiums.“
Das Modell ist bis heute einzigartig in Deutschland und verkörpert ein Lehrkonzept, das zusätzlich zu der gründlichen fachspezifischen Ausbildung in der eigenen Disziplin das Erlernen der interdisziplinären Zusammenarbeit im Team mit allen am Bau beteiligten Fachdisziplinen zum Ziel hat. Eine Schlüsselfunktion für das Erlernen dieser Zusammenarbeit nehmen die Projekte ein, die im Team von Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens gemeinsam bearbeitet werden. Ziel und Inhalt des ersten Projektes P1 (im Bachelorstudium) ist die Anwendung und Erweiterung der im 1. Studienjahr erlernten Kenntnisse im Zusammenhang einer überschaubaren Aufgabe, beispielsweise eines freistehenden Einfamilienhauses, die konstruktive Umsetzung der Entwurfsidee sowie das Kennenlernen der Teamarbeit. Im zweiten Projekt P2 (ebenfalls im Bachelor) werden mit Themen aus dem Bereich des allgemeinen Hochbaus komplexere Planungsleistungen verfolgt und bis zur Ausführungsreife durchgearbeitet. Das dritte Projekt P3 (im Masterstudium) orientiert sich thematisch an Ingenieurbauwerken wie Brücken, Türmen und Hallenbauten mit geringer funktionaler Komplexität, um den Tragwerksentwurf nicht zu vielen Abhängigkeiten zu unterwerfen. An diesem Projekt sind neben den Architekt:innen und Konstruktiven Ingenieur:innen auch die Studierenden des Masters Bauprozessmanagement und Immobilienwirtschaft beteiligt. Die Projektarbeit wird von nahezu allen Lehrstühlen der Fakultät getragen, die intensive und zeitaufwendige Betreuung erfolgt in Kleingruppen mit je einem Betreuer aus jeder Studienrichtung. Im Idealfall werden in einem Projekt Gestalt, Tragwerk, konstruktive Durcharbeitung und Gebäudetechnik zu einer Gesamtidee verflochten.