Das Dortmunder Modell
In der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund sind die beiden Lehreinheiten Architektur und Städtebau sowie Bauingenieurwesen zusammengefasst. Die enge Verflechtung der beiden Fächer ist ein einzigartiges Merkmal der Fakultät, welches sich insbesondere im interdisziplinär angelegten Ausbildungsansatz des Dortmunder Modells bemerkbar macht. Im Dortmunder Modell werden Architekt:innen und Ingenieur:innen gemeinsam ausgebildet. Das Dortmunder Modell vereint damit die beiden großen, seit dem 19. Jahrhundert getrennten, Berufsgruppen der Architekten:innen und Ingenieur:innen in einer Fakultät. Ziel ist sowohl die Vermittlung der fachspezifischen, wirtschaftlichen, technisch-wissenschaftlichen, praktischen und künstlerisch-konzeptionellen Grundlagen für die Architektur und das Bauingenieurwesen, als auch das Angebot einer fachübergreifenden Ausbildung mit Kooperation zwischen Architektur und Bauingenieurwesen. Die ganzheitliche Bauauffassung wird durch praxisbezogene Projekte angestrebt. In beiden Berufen ändern sich Berufsbilder, Anforderungen und Fachprofile ständig, dennoch bleibt das Bauwesen ein zentrales Feld volkswirtschaftlichen Handelns. Durch die im Dortmunder Modell vernetzten Fachkulturen Architekt:in und Ingenieur:in wird eine Weiterentwicklung in übergreifender Lehre und Forschung zwischen den traditionellen Berufs- und Fachgrenzen hinaus gefördert. Alle Studiengänge der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen beinhalten die gemeinsamen Projekte (P1, P2 und P3) in Form von interdisziplinären Entwurfsseminaren. Die Lehrelemente der im Modell vereinigten Studiengänge der Architektur und des Bauingenieurwesens sind zeitlich und inhaltlich auf die Projektarbeit ausgerichtet. Angehende Architekt:innen und Bauingenieur:innen werden während der ersten Bachelorsemester in gemeinsamen Vorlesungen mit den Grundlagen ihrer Fächer vertraut gemacht. Von den Studierenden sind zwei Projekte im Bachelor- und ein Projekt im Master zu bearbeiten. Im Regelfall arbeiten jeweils zwei bis drei Studierende aus je einer Disziplin an einer Projektaufgabe zusammen. Es werden dabei fachspezifische Einzelleistungen verlangt, eine Überprüfung des Leistungsstandes findet durch Kolloquien statt, die Betreuung der Studierenden erfolgt regelmäßig in kleinen Korrekturgruppen durch Vertreter:innen mehrerer Fachgebiete, dazu werden begleitende Veranstaltungen angeboten.
Projekt 1: Massivbau (z.B. Ein- oder Mehrfamilienhaus, Atelierhaus)
Das erste Projekt wird im 4. Bachelorsemester bearbeitet und durch die Lehrstühle Grundlagen und Theorie der Baukonstruktion sowie Tragkonstruktionen betreut. Ziel des ersten Projektes ist es, dass die Studierenden sich mit der Anwendung fachspezifischer Kenntnisse im Zusammenhang einer überschaubaren Aufgabe des Wohnungsbaus vertraut machen und diese Kenntnisse erweitern. Von diesem frühzeitigen Einstieg in die Planung – noch ehe in der Lehre das dafür erforderliche Instrumentarium vollständig vermittelt ist – ergeben sich folgende Vorteile für die Studierenden: frühzeitiges Kennenlernen von gestalterischen, konstruktiven, funktionalen und ökonomischen Zusammenhängen und Abhängigkeiten in der Gebäudeplanung, rechtzeitiges Kennenlernen der Zusammenarbeit den verschiedenen Disziplinen, Motivation zum selbständigen Erwerben von Wissen und Fähigkeiten durch Anwendung an konkreten Planungsaufgaben, fachliche Aneignung durch exemplarisches Lernen sowie die Erarbeitung einer gesamtheitlichen Lösung ohne Überbetonung gestalterischer Einzelaspekte.
Projekt 2: Skelettbau / Halle (z.B. Verwaltungs-, Sonder-, Hallenbau)
Das zweite Projekt ist im 6. Semester der Bachelor-Studiengänge angeordnet. Die Betreuung erfolgt durch die Lehrstühle Baukonstruktion, Beton- und Stahlbau sowie Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung. Die Studierenden üben wiederum in interdisziplinär besetzten Teams das Entwerfen und Konstruieren an einer dem Studienfortschritt entsprechend komplexeren Bauaufgabe. Wichtig sind unter anderem das aus der Interaktion resultierende Kennenlernen und die Artikulation der jeweiligen Probleme der Projektpartner, der aus diesem Bewusstsein entspringende gemeinsame Versuch der Lösungsfindung und damit die Erfahrung des Entwurfsprozesses als eine zielgerichtete und erfolgsorientierte fachliche Zusammenarbeit. Weiterhin werden während der Projektbearbeitung gelernt: Methodik und Organisation des Entwurfsvorgangs (vom Städtebau bis zur Werkplanung), die Einhaltung von Zeitvorgaben mit den Zwischenterminen für die Fertigstellung von Vorentwurf, Entwurf und Werkplanung sowie die Präsentation der eigenen Arbeiten an öffentlichen Kolloquien vor einem größeren Publikum (Pläne, Modelle, Vortrag).
Projekt 3: Ingenieurbauten (z.B. Brücke, Stadion, Hochhaus)
Das Projekt 3 wird für alle Studierenden des 3. Mastersemesters angeboten. Die Planungsaufgabe behandelt Ingenieurkonstruktionen. Ziel ist es, dass die Studierenden der drei Masterstudiengänge (Architektur und Städtebau, Bauingenieurwesen sowie Immobilien- und Baumanagement mit der Vertiefung Integrale Gebäudetechnik) gemeinsam für die gestellte Bauaufgabe eine ganzheitliche Lösung finden, die in funktionaler, technischer, gestalterischer und wirtschaftlicher Hinsicht befriedigt. Das P3 wird von den Lehrstühlen Beton- und Stahlbau, jeweils in Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen Grundlagen und Theorie der Baukonstruktion sowie Baukonstruktion und den Lehrstühlen Baubetrieb und Bauprozessmanagement sowie Immobilienwirtschaft und Bauorganisation und dem Lehrstuhl Gebäudetechnik betreut.